Die Geschichte des Alten Möllner Friedhofs ist auch eine Geschichte der Kriege, der Flucht, Vertreibung und der Zwangsarbeit. Mehrere Gedenksteine und Plätze machen darauf aufmerksam:
Gedenkstein für die russlanddeutschen Flüchtlinge
Kurz vor dem Weihnachtsfest 1929 wurde in der damals leerstehenden Unteroffiziervorschule an der Hindenburgstraße (heute Robert-Koch-Park) ein Lager für russlanddeutsche Flüchtlinge eingerichtet, die vor den Zwangsmaßnahmen geflohen waren, mit denen Stalin die Kollektivierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion durchsetzen wollte. Bis 1933 bereiteten sich rund 5.700 Flüchtlinge, viele von ihnen Mennoniten, auf ihre Ausreise nach Brasilien, Paraguay oder Kanada vor, wo sie eine neue Heimat zu finden hofften. Das für die Betreuung der Flüchtlinge Reichskommissariat übergab den Begräbnisplatz für die 22 in Mölln verstorbenen Flüchtlinge am 10. November 1930 an die Kirchengemeinde Mölln.
Grabmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges
Die Gedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Gefallenen wurde 1919/20 geschaffen. Der Vaterländische Frauenverein ließ einen Findling aus der Kreisforst Ziegelbruch nördlich von Mölln mit der Inschrift „Unseren Helden zum Gedächtnis“ hier aufstellen. Insgesamt sind im Ersten Weltkrieg 214 aus Mölln stammende Soldaten gestorben. Die meisten ruhen auf Soldatenfriedhöfen in der Nähe der damaligen Kriegsschauplätze, 38 Opfer des Krieges wurden auf dem Möllner Friedhof beigesetzt, viele auf Familiengrabstätten. Auf dem Platz vor dem Findling fanden 17 Soldaten ihre letzte Ruhestätte. Die meisten von ihnen sind erst nach dem Ende des Krieges ihren Verletzungen erlegen.
Gräber von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern
Auf dem Möllner Friedhof sind 49 Soldaten der Roten Armee beigesetzt. Acht dieser Soldaten starben zwischen 1941 und 1944 als Kriegsgefangene in Mölln. Sie waren halb verhungert und in äußerst schlechtem Gesundheitszustand nach Mölln gebracht worden, um hier zu arbeiten. Die Namen der Verstorbenen sind auf einem eigenen Stein an der Längsseite des Gräberfeldes zu lesen.
Weitere 21 Soldaten waren als Kriegsgefangene in Ratzeburg. Sie starben dort zwischen Dezember 1941 und März 1942. Die Toten wurden seinerzeit in der Nähe von Fredeburg verscharrt. Am 25. September 1948 wurden ihre Überreste nach Mölln überführt. Eine Stele mit kyrillischer Inschrift erinnert an diese Toten.
Die übrigen zwanzig Soldaten, die in Einzelgräbern bestattet wurden, sind in der Zeit zwischen August und Dezember 1945 in einem Möllner Lazarett gestorben, das auch von der Roten Armee genutzt wurde.
Am Ende des Gräberfeldes sind außerdem zwei Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion und eine unbekannte russische Frau bestattet.
Ehrenfriedhof für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs
Auf dem Soldatenfriedhof für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs haben 360 Soldaten, eine belgische Krankenschwester und vier Zivilpersonen ihre letzte Ruhe gefunden. Die meisten dieser Soldaten sind in den Lazaretten gestorben, die während des Krieges in Mölln eingerichtet wurden. Mölln selbst ist von Kriegszerstörungen und Kampfhandlungen verschont geblieben. Die Stadt wurde am 2. Mai 1945 kampflos von britischen Truppen besetzt.
Das schlichte, sechs Meter hohe Eichenkreuz wurde am Totensonntag 1952 aufgestellt. Es ist 2013 durch ein neues Kreuz ersetzt worden. Regelmäßig finden auf dem Ehrenfriedhof zum Volkstrauertag Gedenkveranstaltungen für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft statt.
Gedenkstätte für die Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen
Nach 1933 wurde im Zuge der Wiederaufrüstung Deutschlands im Süden Möllns ein großer Rüstungsbetrieb errichtet, die Heeresmunitionsanstalt Mölln (MUNA). Während des Zweiten Weltkrieges waren dort in großer Zahl auch Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa eingesetzt. Nachweislich 27 Kinder dieser Arbeiterinnen starben im Lager der Heeresmunitionsanstalt an den Folgen von Vernachlässigung, schlechter Ernährung und mangelhafter Versorgung. Diese unzureichenden Lebensbedingungen sind von den damals Verantwortlichen in der Umsetzung nationalsozialistischer Rassepolitik bewusst herbeigeführt worden.
Die ursprünglichen Gräber, die sich an dieser Stelle des Friedhofs befanden, sind 1960 aufgehoben und neu belegt worden. Die Projektarbeit der Klasse 10 b der A.-Paul-Weber-Realschule im Schuljahr 1998/99 gab den Anstoß an der ursprünglichen Stelle der Beisetzung eine Gedenkstätte einzurichten. Die Schülerinnen und Schüler halfen bei den gärtnerischen Arbeiten und verfassten auch den Text der Erläuterungstafel. Die Gestaltung des Grabmales in der Form eines aufgeschnittenen Findlings stammt von dem Bildhauer Roland Kahlke (1945-2019).
Der NDR hat über den Friedhof berichtet. Video und Textbeitrag aus dem Schleswig Holstein Magazin sehen Sie hier.