Universität Leipzig veröffentlicht forensische Studie zur Reerdigung
In der Erde und an den Knochen konnte makroskopisch und mikroskopisch kein humanes Weichgewebe nachgewiesen werden. Die neue Erde hat eine humusartige Struktur und ist hygienisch unbedenklich. Die Knochen weisen eine Alterungsstruktur wie bei einer Liegezeit unter der Erde von 20-50 Jahren auf. Medikamente sind zu einem großen Teil zersetzt, es können – anders als bei einer klassischen Erdbestattung – nur noch Spuren der Wirkstoffe nachgewiesen werden. Für die Studie wurden Proben von abgeschlossenen Reerdigungen mit modernsten Verfahren morphologisch, toxikologisch, molekulargenetisch und bodenkundlich untersucht.
An der nun veröffentlichten Studie waren neun Wissenschaftler:innen verschiedener Fachgebiete beteiligt, darunter drei Rechtsmediziner:innen. Sie ist als Online-Artikel in der ersten Ausgabe 2024 im renommierten Fachmagazin »Rechtsmedizin« erschienen. Die Studie beantwortet damit auch die Fragen aus einem Aufsatz dreier Rechtsmediziner im »Archiv für Kriminologie«, Band 250.
»Wir haben den Bestattungsinstituten und Angehörigen bereits 16 Mal neue Erde der Verstorbenen zur Beisetzung übergeben. Wir zeigen wiederholt und zuverlässig, dass die Transformation funktioniert. Und immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Reerdigung«, betont Pablo Metz, Co-Founder von MEINE ERDE. »Wenn eine neue Bestattungsform eingeführt wird, ist es wichtig, dass Fragen gestellt und wissenschaftlich fundiert beantwortet werden. Das ermöglicht die Begleitforschung.« Eine Folgestudie ist am Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig bereits in Planung.
MEINE ERDE, führt seit Februar 2022 im Rahmen einer behördlichen Duldung in Schleswig-Holstein Reerdigungen durch. Bis Jahresende 2023 wurden 16 Reerdigungen abgeschlossen. Die neue Erde kann auf verschiedenen kirchlichen und kommunalen Friedhöfen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern beigesetzt werden. Das in Schleswig-Holstein zuständige Ministerium für Justiz und Gesundheit sieht die bisher vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse als überzeugend an und hat sich im November 2023 für eine Fortsetzung der Reerdigung ausgesprochen.
Die Nordkirche und die Ev.-Luth. Kirchengemeinde in Mölln hat die Reerdigung von Anfang an begleitet. So fand die erste Beisetzung einer reerdigten Person in Europa auf dem alten Friedhof in Mölln statt. Die Kapelle auf dem neuen Friedhof in Mölln wird seit 2022 als Alvarium genutzt. Die nun veröffentlichten Forschungsergebnisse zeigen, dass die Zusammenarbeit mit MEINE ERDE von Anfang an richtig und wichtig war. Der Pilotversuch der Reerdigung wird somit in Mölln fortgeführt und ausgeweitet. Das Alvarium wird derzeit auf 4 bis 8 Kokons erweitert.
Link zur Publikation im Fachmagazin »Rechtsmedizin«: https://doi.org/10.1007/s00194-023-00681-6
Presseartikel (c) Meine Erde, Olga Perov vom 18.01.2024